Zitaten-Truhe


Ein Tropfen, der ganz still und sachte
Das Fass zum Überlaufen brachte,
War sich – mit stolzgeschwellter Brust –
Seiner Effizienz bewusst.

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Die Menschen wollen ständig reisen
Und die fernsten Länder sehn;
Ja, sogar im Welt-Raum kreisen
Doch in sich möchte keiner gehn.
 
Fast niemand ist dazu bereit …
Den Leuten ist der Weg zu weit!

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Je hirnverbrannter die Methode,
Desto mehr kommt sie in Mode.

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Dank unserer zahlreichen Baustellen
Können Hunde genüsslich im Stau bellen.

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Wir alle gehn den gleichen Weg –
Die Armen wie die Reichen –
Und sterben ohne Privileg; 
Der Tod geht über Leichen.

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Die Dummheit ist als dominant
Sowie als unheilbar bekannt.
Sie macht sich ungehindert breit,
Weil gegen sie kein Kraut gedeiht.

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Es gibt so manchen guten Grund,
Den Dingen auf den Grund zu gehn;
Sogar die Linken tun uns kund,
Gelegentlich nach dem Rechten zu sehn.

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Wer nachträgt, schleppt zuviel herum,
Und dadurch wird sein Rücken krumm.

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Ist im Dunkeln nicht
Das kleinste Licht in Sicht,
Sehen selbst die Weisen schwarz …

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Der Streit-Hahn lebt zumeist zu zweit,
Denn Einsamkeit erschwert den Streit.

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Am „Schwarzen Brett“ hängt
– schwarz auf weiß –
Was ohnehin schon jeder weiß,
Denn man benutzt‘s in unsern Breiten
Für angestaubte Neuigkeiten.

 
Günter B. Merkel, laut Eigendefinition u. a. Waisen-Knabe, RealSchüler, kaufmännischer Zauber-Lehrling, Musik- und Bettel-Student, Kapellen-Leiter und Hunger-Künstler, ReVisor, Personal-Chef, ProKurist und VerlagsLeiter; Fuß-Ball-Tennis-Klarinetten-Lotto- und Saxophon-Spieler, Vegetarier, aber trotzdem kein Kost-Verächter, PessiMist, aber trotzdem verheiratet, Autor sowie Auto-Narr, zurückgezogen lebend, boden- und rückständig, weitsichtig, aber kaum fernsehend, in höheren Regionen schwebend, aber niemals fliegend, geht weder mit der Mode noch mit der Zeit, nicht vorbestraft, heimattreu und definitiv heterosexuell veranlagt, schreibt jährlich ca. zweitausend gereimte UnGereimtheiten, vom 2-Zeiler bis hin zum ellenlangen Monstrum, sowie Essays. 

Anlässlich seines 75. Geburtstages am 24. Juli dieses Jahres gab der in der Nähe von Heidelberg lebende „Reim-Kanzler“ eine Reim-Regierungserklärung ab, in der er sein Reinheitsgebot für den deutschen Reim formulierte: „Rein sei der Reim.“ Dieses Gebot sei alternativlos. Merkel ist sich auch sicher: „Wir reimen das!“ 

Bearbeitungsstand: Donnerstag, 29. September 2016

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